Zeltgespenst

…ist unterwegs!

Stubai, Frühsommer, Zelt

04.-07.06.2015

Dieses Mal hieß die Frage nicht „wann“ oder „mit wem“, sondern „wohin“. Der Frühling brachte viel Schnee, das Wetter und die Verhältnisse „versauten“ schon so manch eine geplante Tour. Auch jetzt wurden u. a. Regen und Gewitter gemeldet, zu zweit wollten wir aber unbedingt raus und zogen sogar ein Kletterwochenende im Mittelgebirge in Erwägung.

Sulztal - unser Zuhause für ein langes Wochenende
Sulztal – unser Zuhause für ein langes Wochenende

Oder doch in die Alpen? In einen Winterraum, wo man sich gut vom Regen verstecken kann? In den Osten, Westen, Norden der Alpen oder wohin?

Zwei Tage vor dem langen Wochenende erfuhren wir, dass einige Mitglieder unserer DAV-Sektion in der Nähe von der Amberger Hütte zelten wollten und beschlossen spontan, es ebenfalls zu tun. Zwar konnten wir uns dem Kurs nicht anschließen, bauten aber unsere Behausung 10min davon entfernt auf und lernten uns gegenseitig kennen. Das Tal war wunderschön und selbst der Platzregen während des Zeltaufbaus konnte die Stimmung nicht verderben. Endlich wieder in den Alpen!

nette Begrüßung in den Alpen
nette Begrüßung in den Alpen
Frühsommer in den Bergen (weiter rechts um die Ecke liegt die Amberger Hütte)
Untern Sommer, oben Winter (10 min weiter über den Fahrweg liegt die Amberger Hütte)

Am Morgen ging es als erstes auf den Hausgipfel – den 2796m hohen Sulzkogel. Gut auf dem unannahbar wirkenden, aber an sich harmlosen Gipfel angelangt, stiegen wir ins Tal ab und erkundeten den benachbarten Klettergarten. Das Klettern mit Bergschuhen ist aber keine einfach Disziplin und so blieb es bei nur einer Route, die auch nicht ohne Mühe (und teilweise von der Seite) von Monika eingehängt wurde. Danach die komplette Route zu klettern war schon ein kleines Abenteuer… Auf dem Rückweg besuchten wir das Lager des DAV-Kurses und der Abend hätte sehr schön werden können, hätte es nicht sehr bald zu regnen begonnen.

Sulzkogel, 2795m
Sulzkogel, 2795m – etwas steiler zum Schluss, aber insgesamt recht einfach
Blick vom Gipfel zum Zelt
Blick vom Gipfel zum Zelt
was kann schöner sein?
was kann schöner sein?

Als nächstes nahmen wir den Schrankogel, den höchsten Gipfel der Stubaier Alpen, ins Visier. Über die Wiesen, eine langgezogene Moräne und den Ostgrat (Normalweg, I-II°) stiegen wir bis etwa 3380m Höhe, wo uns die schnelle Gewitterwolkenentwicklung zur Umkehr brachte. Die Route ist nicht schwer, aber brüchig und das Kraxeln erfordert Konzentration – einen Abstieg im Gewitter wollten wir nicht riskieren. Auch zu sehr beeilen sollte man sich in solchem Gelände nicht.

am Morgen im Aufstieg
am Morgen im Aufstieg
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unterwegs

Ein unangenehmes Abenteuer erlebten wir dabei noch im Aufstieg. In einer Block-/Geröllflanke ging ich voraus und querte an einer Stelle über grobe Blöcke ein paar Meter zur Seite. Dabei merkte ich, dass die Steine keine gute Unterlage hatten und ging sehr vorsichtig. Dann drehte ich mich zu meiner, sicher 20kg leichteten als ich Partnerin und meinte, die Stelle sei nicht so gut und sie soll bitte einen bestimmten, besonders stark hängenden Block nicht belasten. Sie verstand und bestätigte es. Wenige Augenblicke später brach der ganze Aufbau, mit Monika in der Mitte, zusammen. Sie stürzte zusammen mit der Steinlawine und auch oberhalb von ihr kamen große Blöcke in die Bewegung. Ich betete, dass diese nicht weiter runter rollen – das wäre fatal. Zum Glück kamen sie zum Liegen und auch Monika konnte sich nach etwa 5-7m zur Seite retten, bis auf einige Abschürfungen unverletzt. Mehr Glück kann man sich nicht wünschen.

gerade erst gerutscht, ist Monika wieder voll in ihrem Element
gerade erst „nicht ohne“ gerutscht, ist Monika wieder voll in ihrem Element

Später darüber gesprochen, zogen wir daraus zwei wichtige Schlüsse: Erstens (betrifft eher mich), muss man dem (schlechten) Bauchgefühl nicht nur vertrauen, sondern auch umsetzen, was es sagt. Ich merkte, dass die Stelle suboptimal ist, bin aber trotzdem drüber gegangen und verleitete auch meine Partnerin dazu. Zweitens (betrifft eher Moni), ist die Trittsicherheit in den Bergen nicht alles – wenn der Untergrund nicht hält, helfen auch die besten Kletter-soft-skills wenig. Wir lernten aus dem Vorfall und werden es hoffentlich nicht wieder so erleben.

Die Gewitterpilze wuchsen rapide und wir beeilten uns runter. Als wir alle Kraxelstellen hinter uns liessen und auf der Moräne ankamen, begann es zu regnen – perfektes Timing. Später wurde das Wetter jedoch besser und blieb es bis zum Abend, wann es endgültig zu donnern begann. Alt wurden wir an dem Tag aber sowieso nicht – nach einer geselligen Spielrunde mit den Kursteilnehmern, die in dieser Zusammensetzung demnächst in den Kaukasus fahren, verzogen wir uns ins Zelt und stellten den Wecker erneut auf 5 Uhr.

Gewitterwolken

In der Morgendämmerung ging es in Richtung der Kuhscheibe (3189m). Über ausgedehnte Schneefelder stiegen wir zunehmend steiler zu den Gipfelfelsen, kraxelten die letzten Meter und bewunderten das phantastische Panorama von oben. Nach unten ging es dann den Großteil der Strecke auf dem Hosenboden – ein schneller und knieschonender Abstieg! Leider nahm ich dabei aber einen Stein „mit“, was den Spaß deutlich verminderte und mich noch wochenlang an diesen Abstieg erinnerte.

auf zur Kuhscheibe (3189m)!
auf zur Kuhscheibe (3189m)!
dam Vortag waren Bekannte von uns oben und hinterließen netterweise eine gute Spur
am Vortag waren Bekannte von uns oben und hinterließen uns eine gute Spur
kurz vor dem Gipfel
Schrankogel von der Kuhscheibe
Schrankogel von der Kuhscheibe
letzte Meter
Blick vom Gipfel - ich liebe den Frühling...
Blick vom Gipfel – ich liebe den Frühling…
Speed-Abstieg :)
Speed-Abstieg
nach dem Gipfel

Nach drei aktiven Tagen freuten wir uns, am nächsten Morgen nur noch locker abzusteigen. Noch im Morgengrauen ging es im leichten Regen abwärts, erholt und froh es trotz des schlechten Wetterberichts doch gewagt zu haben.  Netterweise wurden wir über die letzten Kilometer wieder mitgenommen, was und eine Stunde Asphaltwandern sparte und nur die Berge in Erinnerung ließ – der Sommer kann kommen, wir freuen uns schon!

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