Zeltgespenst

…ist unterwegs!

Klingenpfadlauf

Sechs Jahre ist es inzwischen her, dass wir – damals eine derJugendgruppen der Kölner Alpenvereinssektion –  uns den 73km langen Solinger Klingenpfad am Stück vornahmen. Zu neunt wagten wir das Unbekannte, zu dritt kamen nach 18 langen Stunden am Startort an. Die Erinnerungen und der ideale Zeitpunkt des Gruppenlaufs auf dem Klingenpfad waren neben den teilnehmenden Freunden gute Gründe, auch mich für den Sonntag, den 3. August anzumelden. 

Kein Wettkampf – beim Solinger Klingenpfadlauf läuft man einfach zusammen

12 Etappen von 4 bis 10km Länge gibt es, maximal 73,5 km sind zurückzulegen. Nach jeder Etappe gibt es Getränke und Kleinigkeiten zu essen, überall kann man aussteigen. 23km und knapp 50km sind offizielle Ausstiegsstationen, hier besteht die Möglichkeit eines Rücktransportes zum Ausgangsort, was man bereits im Voraus einplanen kann – noch bequemer können die Veranstalter es den Läufern nicht machen!

Um 3:30 endete für mich die Nacht – die Anreise nach Gräfrath per Zug ist nicht unbedingt zeitsparend und klappte im Endeffekt nur dank meinen Bonner Freunden. Nach einer schnellen Anmeldung ging es um 7 Uhr los und wenn man davor noch die ein oder andere Weste sah, fielen bereits hier die ersten Schweißtropfen auf den Boden – der Tag versprach nicht nur warm, sondern auch sehr schwül zu werden.

Start am Gräfrather Marktplatz
Start am Gräfrather Marktplatz

Über Waldwege und Pfade, sanfte Kuppen und an kleinen Bächen entlang ging es im leichten, aber stetigen Auf und Ab durch das Bergische Land. Die Gruppe verteilte sich etwas, solange die grün bekleidete Schlussleute aber nicht in Sicht waren, konnte ich entspannt mein Schneckentempo laufen.

Morgenstimmung
Morgenstimmung

Nach der 4. Etappe und insgesamt etwa 23km verließ ein Teil der Teilnehmer die Gruppe, für den Rest ging es nach ein paar Minuten Pause weiter. Es ist inzwischen Vormittag geworden und obwohl die Lufttemperatur nicht wirklich hoch war, waren die meisten wegen der hohen Luftfeuchtigkeit triefendnass vor Schweiß. Mich störte das insgesamt kaum, nur das Trinken an den Verpflegungsstationen wurde zur ordentlichen Aufgabe: Zumindest 300-400ml pro Station zu schaffen war es wichtig, aber auch diese lagen recht schwer beim Weiterlaufen im Magen.

Als es auf die 40km zu ging, wurde ich zunehmend müder. Besonders die flacheren Abschnitte machten immer weniger Spaß,  Hügel dagegen waren eine willkommene, aber immer seltenere Abwechslung. Schließlich beschloss ich, es bei 50km sein zu lassen – heute zu kämpfen hatte ich nicht vor und wollte es auch nicht, und bekanntlich wenn der Kopf nicht will, haben auch die Beine keine Chance.

Anstieg - endlich!
zu steil zum entspannt laufen, zu flach zum Gehen – wie die meisten Anstiege auf dem Klingenpfad

Nach der 8. Etappe bin ich also praktisch reuelos ausgestiegen und fuhr mit mehreren anderen zurück zum Gräfrather Marktplatz. Nach der kurzen Sitzpause im Bus wurde klar, dass ich doch ganz schön fertig bin und es für ein Training definitiv gereicht hatte. Eine Überraschung gab es  heute früh: Obwohl ich nach dem Lauf subjektiv genug gegessen und getrunken hatte, zeigte die Waage immer noch 3kg weniger als gestern! Das zeigt deutlich, dass der Flüssigkeitsverlust gestern immens und durch die Trinkpausen keineswegs zu decken war.

Eine weitere eigenartige Körperreaktion war der Heißhunger auf Salz heute. Sobald ich konnte, flitzte ich von der Arbeit in die nächstgelegene Bäckerei, holte eine Salzbrezel und genoss jeden einzelnen Salzkristall – vielleicht wären Salztabletten nächstes Mal doch eine Überlegung wert. Nicht einmal die Süßigkeiten interessierten mich heute, nein, einzig und allein das Salz…

Alles in allem war der Klingenpfadlauf eine schöne Veranstaltung und ein wunderbares Training für den bald kommenden UTMB. Nun genieße ich ein paar Tage Ruhe und freue mich, bald die Berge wieder zu sehen – Ende dieser Woche geht es wieder nach Wallis! Das ist aber schon eine ganz andere Geschichte, es wird später berichtet 🙂

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