03.-05.10.2014
Letzte Hochtour der Saison oder entspanntes Wandern mit Zelt? Oder, wie so oft dieses Jahr, Regen und gar kein Bergausflug? Bis zum Tag vor dem langen Wochenende ließen wir diese Fragen offen; danach reichten ein paar Telefonate bis der Plan stand: Zu dritt wollten wir uns in Süddeutschland treffen, gemeinsam einen Blick auf die Landkarten werfen und mit voller Biwakausrüstung losziehen. Wohin? Keine Ahnung, Hauptsache in den Herbst.
Aufgrund der bequemen Anreise und des im Winter nicht erreichten Schesaplana (2964m) fiel die Wahl auf Rätikon. Trotz der vielen Staus waren wir am Vormittag in Brand und da zwei von drei Personen nicht ganz gesund und damit nicht belastbar waren, fuhren mit der Seilbahn 400hm zum Lünersee hoch.
Nach einer gemütlichen Seenumrundung mitten im Touristenstrom stiegen wir zur sich im Umbau befindenden Totalp hinauf und suchten uns ein ruhiges Plätzchen zum Zelten aus. Das Wetter war herbstlich frisch und klar, die Aussicht vom Zeltplatz genial und der Abend bei Pasta und Rotwein unter dem sternenübersäten Himmel entspannt.
Obwohl ich mich in mein neues Zelt bereits verliebt hatte, bevorzugte ich – nicht zuletzt wegen meiner Erkältung – die frische Luft und blieb draußen. Hell erleuchtete der Mond die Landschaft, der Fotograf unter uns schoss die letzten Bilder von beleuchteten Zelten und irgendwann kehrte Ruhe im kleinen Lager ein. Die Nacht war sternenklar und am Boden feucht, die Zelte glitzerten schon bald vom gefrorenen Tau.
Pünktlich zum Sonnenaufgang war ich wach und weckte die anderen. Nur wenige Minuten danach strahlte die Sonne schon die fernen Gipfel warm an und schenkte uns einen kalten, aber wunderschönen Morgen. Genau so hatte ich es mir vorgestellt!
Gerade als die Kameras (ungern) verstaut waren, schenkte Monika schon heißen Capuccino ein – was will man mehr? Entspannt kosteten wir den Morgen aus, packten dann zusammen und stiegen – auf einmal mitten in der Menschenmasse – auf den Schesaplanagipfel auf.
Der Aufstieg war einfach und sogar mit unseren größeren Rucksäcken kamen wir entspannt hoch. Oben herrschte Hochbetrieb – mindestens 30 Personen sonnten sich gerade um das Gipfelkreuz herum. Unser Wellness-Wochenende störte das jedoch nicht; wir genossen einfach den Tag und die Bergluft und stiegen später genauso entspannt auf der anderen Bergseite ab.
Da sich keiner von uns mit der Route beschäftigt hat, schätzten wir einfach, wie weit wir etwa kommen können und nahmen den erstbesten eingezeichneten Weg. Dieser erwies sich als ein recht aussichtsreicher Höhenweg und führte uns erst auf dem Kamm, dann auf einem gesicherten Steig durch die Wand und anschließend über steile Serpentinen ins herbstlich gefärbte Tal. Hier suchten wir uns ein gemütliches Plätzchen zum Zelten und genossen noch einen ruhigen Abend draußen.
In der Nacht begann es zu regnen und ich, die wieder draußen geschlafen hat, musste ins Zelt. Beeindruckend, wie bereits die ersten Tropfen einen wecken können – noch 1-2 Minuten und ich wäre ordentlich nass geworden! Der Rest der Nacht war so gemütlich, wie eine verregnete, windige Nacht im warmen Schlafsack nur sein kann – perfekt.
Pünktlich zum Losgehen hörte der Regen auf. Auf uns warteten nur wenige hundert Höhenmeter, deswegen sprach nichts dagegen, uns häufiger mal umzudrehen und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Über weich gewellte Pfade und rötlich gefärbte Wiesen stiegen wir irgendwann ins Tal hinab und konnten endlich unsere nicht zum Wandern geeignete (Hochgebirgs-)Schuhe ausziehen. Da wir dachten, Steigeisen zu brauchen, hatten wir steigeisenfeste Stiefel an und bereuten es rechts schnell: Die Sohle ist bretthart und dämpft kaum; beim normalen Wandern ist es sehr unangenehm.
Trotzdem bleibt uns das Wochenende sehr positiv in Erinnerung. So entspannen kann man nur, wenn man alle Erwartungen und Ambitionen zu Hause lässt – nicht immer einfach, aber manchmal lohnt es sich! Und überraschenderweise war auch meine Erkältung für drei Tage verschwunden und erst am Arbeitsstuhl wieder da…
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