07.-10.02.2013
Winterbasecamp? Schon wieder eine Forumsaktion, interessiert mich nicht. Und Zeit hätte ich eh nicht, geschweige dann das Geld für die Fahrt nach Österreich.
Winterbasecamp… Es kommen schon coole Leute mit… Vielleicht fährt einer aus der Region mit?
Winterbasecamp!!! Zeitlich passt, die Fahrt ist geklärt, ich komme mit!
Eines Mittwochmorgens nehme ich all meine Ausrüstung mit zur Arbeit und fahre danach mit dem Zug nach Mainz, wo auf mich bereits ein Forenmitglied wartet. Er nimmt mich zu sich nach Hause, von wo wir am nächsten Tag nach Frankfurt fahren, auf weitere zwei Teilnehmer treffen und bald über die Autobahn Richtung Süden schweben.
Und schon gegen Mittag sind wir in Lüsens. Jetzt heißt es, unsere Sachen den zwei Kilometer langen Winterwanderweg zur Materialseilbahn zu transportieren, um danach mit leichten Rucksäcken aufzusteigen. Dafür brauchen wir eine Menge Zeit, lernen währenddessen andere Teilnehmenden kennen und setzen uns endlich mit Hüttenwart in Verbindung, der die Seilbahn von oben bedient.
Es kann losgehen! Bis auf mich und M., die noch die zweite Portion Gepäck in die Seilbahn packen müssen, starten alle in Richtung Hütte. Wir frieren erstmal immer stärker und ich frage mich noch, ob es so gute Idee war, mit ihm, Triathleten, aufsteigen zu wollen…
Endlich kommt die Bahn und auch wir können los. Nach zwei Steilstufen (meine Bedenken waren zum Glück umsonst) erreichen wir das flache Tal, über das wir bis kurz vor Westfalenhaus steigen und unterwegs zwei weitere Teilnehmer einholen. Wir schließen uns an und sind in Dämmerung an der Hütte, wo uns der Rest der Teilnehmer begrüßt. Erst heißt es aber, Zelte aufzubauen; wir suchen uns einen schönen Platz etwas oberhalb des schon stehenden Lagers und graben uns ordentlich ein, weil nicht nur ich, sondern auch einige andere keine Schneeanker vorbereitet haben.
Nach dem gemeinsamen Abend mit Glühweinschmelzen als Highlight werden bei -18°C Schlafsäcke immer verlockender. Und obwohl die „frische“ Nacht nicht für alle so gemütlich wie für mich verläuft, stehen wir am nächsten Tag um 8 Uhr morgens erwartungsvoll draußen. Und sehen nichts.
Langsam bessert sich das Wetter, die angespannte Lawinenlage erlaubt aber nur kleine Ausflüge. Deswegen wird der Tag den Übungen gewidmet, sowohl mit den LVS-Geräten, als auch Versuchen eine Wechte als Lawine auszulösen und Klettertraining mit Schneeschuhen – das „Hochlager“ (unsere Zelte stehen 30m über den anderen) hat bereits jetzt Spaß miteinander!
Der Tag vergeht schnell. Nasse Sachen und kalte Hände werden in der Hütte aufgewärmt, Gespräche werden lustiger, Pläne für den nächsten Tag konkreter.
…und wieder stehen wir erwartungsvoll vor den Zelten. Nun scheint die Lage ein wenig stabiler und nach und nach starten wir zum Längentaler Weißen Kogel (3217m). Das Tal ist tatsächlich lang und nicht steil; wir behalten zwar Blickkontakt, es steigt aber jeder für sich auf.
Irgendwann hole ich einige vor mir gestartete auf und gemeinsam fällen wir die Entscheidung, doch den potentiell lawinengefährdeten Gipfelhang anzugehen. Vor uns sind bereits mehrere Personen auf- und abgestiegen (nicht aus unserer Gruppe), mit ausreichend großen Abständen sollten wir also gut rauf und runter kommen.
Auf dem Gipfel warte ich auf die nächsten Kommenden und merke nicht, wie die Hände immer kälter werden. Als ich am Gipfelaufbau noch ein wenig warten muss (um den Vorausgehenden im Falle eines Rutsches nicht mitzureißen), muss ich mich dringend darum kümmern. Das Aufwärmen funktioniert, das Blut fließt wieder rein – aber es tut weh. Und zwar so, dass der Kreislauf schlapp macht, sich um mich alles dreht und mir übel wird. Perfekt in einer Position, in der man sich keine einzige unsichere Bewegung leisten kann!
Nach einigen fast dramatischen Sekunden kraxle ich wieder zum Rucksackdepot und „das Hochlagerteam“ steigt ab. Unterwegs sehen wir Risse in der Schneedecke und sind froh, auf leisen Sohlen den nun doch ziemlich steilen Hang zu verlassen.
Es wird der letzte Abend… Im riesengroßen „Hauszelt“ eines Forummitglieds lassen wir die Ereignisse Review passieren und schmieden Pläne für die Zukunft. Als am Abend das Thermometer -25°C fällt, fragt jemand, wo Forumfreund F. ist. „Er ist 300hm höher im Biwaksack, um den Sonnenaufgang zu fotografieren“ – No comment.
Am Morgen – die Nacht war auch in unseren Zelten nicht wirklich warm – holen wir zu zweit den Biwakierer von seinem Schlafplatz ab. Warmen Tee braucht er zwar nicht, aber die Objektivlinse……die ist mit Eis überdeckt und unbrauchbar…..
Zusammen genießen wir den Sonnenaufgang auf ca. 2500m. Und dann geht es auch schon wieder runter, Zelte werden eingepackt und Menschen verlieren sich wieder beim Abstieg ins Tal. Es war ein klasse Wochenende, das wahnsinnig viel Spaß gemacht und tolle Bekanntschaften geknüpft hat. Und ob das Treffen noch einmal stattfindet oder nicht – das „Hochlager“ ist schon ein Team!