Zeltgespenst

…ist unterwegs!

Die 80kg – Frau

Zuerst mal ein Statement: Bei einer Größe von 175cm  wiege ich 80kg.

...und mit meinem Rucksack noch ein bisschen mehr
…und mit `nem Rucksack schon mal ein bisschen mehr

Lange hat mich diese Tatsache überhaupt nicht interessiert, aber der „Gemeinschaftszwang“ unter den Läufern und Kletterern bringt einen zumindest dazu, sich ein paar Fragen zu stellen. Vor kurzem hieß es zum Beispiel in einer Kletterhalle von einem 70+-jährigen: „Ich bin jetzt 1,5kg leichter geworden, jetzt geht alles besser“. Oder zuletzt von einer Lauffreundin: „wenn ich nicht abnehme, habe ich keine Chance“.  Vom Smoothie-Wahnsinn, LowCarb, Anti-Fett und was auch immer-Challenges schweige ich mal ganz…

eine gute Beilage zu den Smoothies
eine gute Beilage zu den Smoothies

Bin ich denn nicht normal, wenn ich es einfach nur schätze, genug Lebensmittel zu haben,  alles essen zu können und zu dürfen?  Naja und vielleicht auch mal etwas mehr davon?

Fakt ist, dass ich mich in meinem Gewicht wohl fühle. Trage die gleiche Kleidergröße seit 10 Jahren, fluche im Aufstieg nach wie vor schon mal und habe inzwischen mehrere Paare Kletter- und Laufschuhe  zerschlissen.

irgendwann ist dann leider doch die Sohle abgefallen

Doch was ist mit…

Denke ich nicht an meine Gelenke?

Doch, klar. Ich laufe u.a. mit Barfußschuhen und achte auf eine  kräftige und geschmeidige Stabilisierungsmuskulatur im ganzen Körper. Ob ich bald/ irgendwann/ nie  Gelenkprobleme bekomme? Gut möglich, bisher war das (von absoluten Kleinigkeiten abgesehen) nicht der Fall.

Ist es für mich nicht anstrengend(er) berghoch zu gehen?

Möglich, aber nicht sicher – ich habe ja keinen Vergleich 🙂 Die Erfahrung zeigt, dass ich immerhin meist glücklich oben ankomme…

Und was, wenn ich aufgrund meines Gewichtes nicht leistungsfähig genug bin?

Dann müsste ich halt mehr oder anders trainieren (vielleicht bleibt dann auch weniger Zeit zum Essen :))  Generell entwickelte sich das Laufen bei mir als Ausgleich zum Ergometertraining beim Rudern – ganz entspannt, ohne Uhr, ohne einen Trainingsplan, nur so weit wie es Spaß macht. Das versuche ich auch bei den Veranstaltungen zu behalten, auch wenn es manchmal doch harte Momente gibt. Um fürs Laufen eine Diät zu machen bin ich sicher nicht ehrgeizig genug.

Gibt es denn nichts, was für mich dazu bewegen würde abzunehmen?

Doch, klar, das gibt es. Sollte sich ein Ziel abzeichnen, das es unbedingt erfordert, wüsste ich durchaus noch wie das Abnehmen funktioniert – 12 Jahre Rhythmische Sportgymnatik waren da eine gute Schule. Für viele besondere Ziele im Outdoorbereich muss man sich aber eher ein paar Pfund anessen (damit man sie danach unterwegs verlieren kann) als anders herum.

Was ist eigentlich mit dem Klettern – geht das mit Übergewicht?

Natürlich. Und das Gute daran ist sogar, dass man sich vom Beginn an bessere Technik als leichtere Kollegen aneignet.  Zwar gibt es mit Sicherheit  eine Grenze, ab welcher ein günstigeres Kraft/ Gewicht-Verhältnis nicht mehr durch die Technik kompensiert werden kann, doch bis dahin werde ich mich noch lange entwickeln können.

Also gefallen mir meine 80kg wie sie sind?

Jaein. Natürlich wäre ich gern schlank wie ein Model, schnell wie ein Leopard, ausdauernd wie die Zugvögel, stark wie ein Gewichtsheber und aussehend wie ein(e) Hollywood Star. Wenn`s nicht geht, nehme ich mich und meinen Körper wieder.

Hat es eigentlich auch Vorteile, schwerer zu sein?

Man verträgt u. a. ein höheres Rucksackgewicht und braucht nicht permanent Energienachschub,  weil man genug Fettreserven hat. Außerdem spart es jede Menge Geld, weil es bei der Ausrüstung nicht um jeden Gramm geht.

Und zuletzt: Wie ist es, eine Ausnahme unter all den drahtigen Leichtgewichten zu sein?

Solange man selbst keinen Aufstand darüber macht, wird es keinen interessieren.  Ich meine: Das höhere Gewicht ist auf keinen Fall eine Entschuldigung etwas nicht zu können, im Gegenteil. Oder wie eine Freundin es mal ausdrückte: Mit gleichem Gewicht kann man sowohl eine Kuh als auch ein Pferd sein.  Also machen wir einfach mal das Beste daraus 🙂