Santiago de Chile
Dichter Smog, mäßig schmutzige, lebendige Großstadt (6 Mln Einwohner), immer noch ein Hauch der turbulenten neuesten Geschichte in der Luft – das sind die Haupteindrücke von der chilenischen Hauptstadt. Natürlich gibt es auch hier schöne Ecken (und leckeres Essen) – nach Wochen und Monaten in wilder Natur versuchten wir aber, unsere Aufenthalte hier so kurz wie möglich zu halten.
Region de la Araucanía
wo Mapuche-Indianer zu Hause sind
Da mir die landschaftlich wunderschöne Regionen Araucanía, Region de los Lagos und Region de los Ríos noch komplett fehlten, wurde beschlossen, ihnen trotz auslaufender Reisezeit einen kurzen Besuch abzustatten. Dabei entschieden wir uns für die komfortable Variante – einen Leihwagen. So konnten wir trotz Herbstregen diese Tage richtig genießen und nicht zuletzt Orte erreichen, die außerhalb der Sommersaison von den Bussen nicht mehr angefahren werden. Insgesamt rollten wir vier Tage übers Land, bewunderten die reiche und fast exotische Flora, schauten zu den Vulkanen hinauf und schliefen dort, wo uns gerade die Nacht erwischte.
Copiapó
Copiapó ist eine Bergarbeiterstadt etwa 800km nördlich von Santiago. Sie hat rund 130 000 Einwohner und wurde vor wenigen Jahren durch das Grubenunglück mit der spektakulären Rettung der 33 Bergleute aus 700m Tiefe bekannt. Die Region zählt zur Atacama-Wüste und ist sehr trocken – es fallen nur etwa 12mm Regen pro Jahr. Umso dramatischer waren die Folgen der heftigen Regenfälle, die sich Ende März 2015 hier und über den Bergen östlich davon ereigneten. Das Wasser und der Schlamm bahnten sich Wege in die Täler – und trugen dabei unglücklicherweise auch Schwermetalle wie z. B. Abfälle der Goldindustrie mit runter (Arsen, Blei, Quecksilber uvm). Das Ergebnis sind mehrere Städte und Dörfer, die nicht nur mit Schlamm bedeckt sind, sondern auch deren Luft (zumindest während unseres Aufenthaltes 2,5 Wochen nach der Katastrophe) ohne Atemschutz kaum auszuhalten ist. (Laut chilenischen Medien waren die Schwermetallkonzentrationen in der Luft damals nicht deutlich erhöht. Es wurde aber zumindest mit fortschreitendem Austrocknen des Schlamms erwartet.)
Frank und ich vereinbarten Copiapó als Treff- und Startpunkt für eine Bergtour schon lange bevor sich der Murenabgang ereignete. Die Tour gingen wir verständlicherweise nicht an (alle Straßen entweder weggeschwemmt oder gesperrt). Nach ein paar Stunden Spazierengehen hatten wir beide Kopfschmerzen sowie gereizte Augen und Schleimhäute, sodass wir die erste Möglichkeit nutzten, aus der Stadt wegzufahren und endlich durchzuatmen. Die Einheimischen müssen aber dort weiter leben….
Valparaiso
Vom „nach Fisch stinkenden Dorf“ bis zur schönsten Stadt der Welt gibt es Millionen verschiedener Meinungen zum Valparaiso. Fakt ist, dass die Stadt einen Besuch wert ist – wer aber auch hinter die Kulissen einen Blick werfen will, sollte nicht übertrieben empfindlich sein.
Wir begannen unseren Rundgang im Hafen, schauten die typisch touristischen Seenswürdigkeiten an und nahmen an zwei Stadtführungen teil – die erste eine „normale“, etwa drei-vierstündige Infotour, die zweite eine Graffiti-Tour. Beide waren sehr lohnenswert! Am dritten Tag besuchten wir das, was uns besonders gefallen hat noch einmal. Das hat gut gereicht, viel länger würde ich für Valparaiso nicht einplanen.
Damit wäre unser Chile-Aufenthalt tatsächlich zu Ende. Ein paar Videos und natürlich jede Menge Erinnerungen häufen sich jedoch noch auf der PC- und vor allem natürlich der „menschlichen“ Festplatten. Deswegen ist dieses Kapitel noch lange nicht beendet und ich bin mir sicher, noch jahrelang davon zehren zu können!