07.-08.01.2012
„Erstes Januar-Wochenende. Passt?“ Passt. Die Silvester-Besucher sind abgereist, die Wohnung ist aufgeräumt – Zeit, das Jahr richtig zu beginnen! Am Abend setzen wir uns ins Auto und sind drei Stunden später am Hospital de Benasque, mitten im winterlichen Gebirge und am Fuß des höchsten Gipfels der Pyrenäen, Pico de Aneto (3404m).
Nach einem kurzen Aufstieg im Dunkeln treffen wir drei am ganzjährig geöffneten Refugio de la Renclusa auf den Rest des Teams – drei Bergclubmitglieder aus Valencia. Da es bereits spät ist, geht es direkt ins Bett und noch lange vor Morgengrauen stehen wir startbereit vor der Hütte.
Die Bedingungen sind perfekt: Trittfester Schnee, klares kaltes Wetter. Die Gruppe verteilt sich etwas, kommt aber insgesamt zügig voran. Irgendwann beginnt sich der Himmel zu färben: Erst hellblau, dann violett, lila und schließlich intensivrot – zwar ein Schlechtwetterzeichen, für uns wird es aber noch reichen. Und dann werden ferne Gipfel schon von der Sonne angestrahlt – eine sehr schöne, typisch alpine Szenerie. Wir bleiben aber noch lange in Schatten und müssen mit der Kälte klar kommen.
Wegen Knie- und Fußprobleme beschließen zwei Gruppenmitglieder inklusive des Organisators abzusteigen, ihnen schließt sich ein Freund an. Zu dritt steigen wir weiter auf und sind auf über 3100m, als wir feststellen, dass wir auf diesem Weg nicht weiter kommen – der für den Winter geeignete Felsübergang läge wesentlich tiefer als der Sommerweg.
Es kommt etwas Wind auf. Wir besprechen alle Möglichkeiten – unter anderem den Aufstieg zum Maladeta (3312m), der ohne Höhenverlust möglich wäre – aber eine von uns beginnt zu frieren und spürt ihre bald Hände nicht mehr. Sie bekommt heißen Tee und wärmere Handschuhe und wir entscheiden uns für den Abstieg.
Das Gelände ist ziemlich steil, aber mit Steigeisen gut zu gehen. Das Wetter ändert sich langsam, der Wind gewinnt an der Stärke zu, wir sind aber früh am Refugio und werden von den anderen drei mit selbst gekochter Suppe empfangen.
Gemeinsam geht es wieder zum Parkplatz, wir wollen die Zeit zusammen aber soweit wie möglich verlängern und brauchen für den Abstieg fast doppelt so lang wie für den Aufstieg am vorigen Abend. Noch nie in meiner Erfahrung verstand sich eine Gruppe auf Anhieb so gut! Nur leider war der Ausflug kurz, den Valencianern stand eine 8h-Fahrt bevor und auch wir mussten am Montag früh wer zur Arbeit, wer zur Uni. Aber es hat sich gelohnt, selbst ohne den Gipfel!