Am frühen Morgen ging es unter wolkenlosem Himmel bergauf. Erst am Fluss entlang, dann steile Riesenmoränen empor. Einen durchgehenden Pfad fanden wir nur zu Beginn, später wiesen seltene Steinmännchen, Fähnchen, Gelände und im Schnee die kaum noch sichtbare Spur den Weg.
Bei bestem, oben etwas windigem Wetter den ersten Pass ( Paso de Comedor) überschritten, kamen wir in eine beeindruckende Gletscher- und Felslandschaft. Laut Beschreibungen ist der Aufstieg auf den San Lorenzo eine der schönsten Hochtouren Patagoniens – und das bedeutet wirklich viel! Die Spur verschwand (die beiden zelteten tiefer und liefen am Morgen über den gefrorenen Schnee hoch), wir suchten unseren eigenen Weg zum nächsten Pass (Brecha de la Cornisa), wo normalerweise das erste Hochlager aufgebaut wird.
Bevor die Zelte aufgestellt wurden, wollten wir allerdings den weiteren Weg erkunden. 50hm zum Pass, dann über die ziemlich breite Randkluft, kurz kraxeln….und wir kamen nicht weiter. Auf der anderen Seite der Felsen bildete der Gletscher eine 30-50m tiefe Kluft, in die wir zwar über die Felsen absteigen, aber nicht ohne Weiteres aufs Eis hinaufklettern konnten (über 60°steil). Da weitere Versuche einen Durchgang zu finden wesentlich heikler waren und damit scheiterten, ging ich am Abend doch im Eis rauf (und runter) – nicht optimal, aber ging.
Der Morgen begann mit dem schlechten Wetter, das wir abwarteten. Als es etwas besser wurde, starteten wir die Aktion und kamen tatsächlich auf den nächsten Gletscher, wo wir die beiden Profis trafen. „Oh, Menschen am Berg!“ – war die Reaktion. Trotz starkem Wind erklärzen sie uns die weitere Route und die Schlüsselstellen (u.a. 8m senkrechtes Eis über einer Spalte) und stiegen weiter ab. Jetzt waren wir hier alleine.
In der schon weichen Spur ging es mehrere hundert Höhenmeter runter und dann wieder hoch. Die Szenerie war phantastisch und wir dachten jedes Mal, dass es nicht noch besser sein kann, do es kam immer besser. Dann zogen die Wolken ein und die ersten Zweifel machten sich breit (was machen wir, wenn die Sicht schlecht wird und die Spur verschneit/verweht – finden wir überhaupt aus diesem Spaltenlabyrint hinaus?) Das Wetter sollte instabil bleiben, auch nicht soo beruhigend…
Zum Lager 2 aufgestiegen, wussten wir sofort, dass wir hier richtig sind. Von allen Seiten von Gletschern und Eisfällen umgeben, bot von der anderen Seilschaft bereits vorbereitete Zeltplatz ein unbeschreibliches Panorama. Die mittelhohe Bewölkung verbarg zwar die Gipfelspitzen, ließ das blau schimmernde Eis aber umso deutlicher hervortreten.
Noch lange bestaunen wir die Umgebung, ohne sich jedoch weit vom Zelt zu entfernen (Spalten). Dann begann es zu schneien und wir machten es uns gemütlich im Zelt.
Es wurde beschlossen, aufgrund des Wetters und der Schwierigkeit des zu querenden Eisbruchs den Gipfel nicht einmal zu versuchen. Die Nacht war stürmisch und ließ keine Zweifel mehr.
Am frühen Morgen trat aus dem Zelt – und sah blauen Himmel und trittfesten Schnee!!! Ideale Verhältnisse, phantastisches Wetter, aber schon nach 6 Uhr – zu spät für den Gipfel(versuch)! Wie man sich dabei fuehlt, brauche ich nicht zu beschreiben….
Wir stiegen also ab. Ohne Probleme, bei herrlichen Ausblicken zum Cordon Cochrane und anderen beeindruckenden Fels- und Eisgipfeln. Patagonische Berge zeigten sich in ihrer ganzen Schoenheit, unvergesslich und unbeschreiblich. Wieder gut die steile Passage gemeistert, stiegen wir zum im ersten Lager gelassenen Zelt ab, bauten es ab und gingen weiter runter. Ueber instabiles Geroell wieder zum Paso de Comedor aufgestiegen, liessen wir den spannenden Teil hinter uns und mussten nur noch ziemlich viele Hoehenmeter runter spulen.
Im Refugio trafen wir auf die anderen drei und verbrachten einen angenehmen Abend zusammen. Und waehrend ihre Sachen am naechsten Morgen per Pferd ins Tal fuhren, genossen wir noch den Vormittag an diesem schoenen, tatsaechlich etwas mystischem Ort. Der Gipfel des San Lorenzo zeigte sich kaum aus den Wolken, die Szenerie insgesamt ist aber wunderschoen und man meint tatsaechlich gleich um die Ecke den Padre de Agostini zu treffen, der den Berg Jahre (Jahrzehnte?) lang hier belagert hatte, bis ihm in einem Alter von ueber 60 Jahren die Erstbesteigung gelang (1948, wenn ich mich nicht irre).
Weiter ging es auf die Ruta de los Pioneros. Und auch wenn wir uns darauf gefreut haben, wird mir unser Ausflueg im San Lorenzo-Massiv immer in Erinnerung bleiben. Wir sehen uns ganz sicher wieder!!!!
Hallo,
klasse Bericht. Wir (einfache Trekker) würden auch sehr gerne bei den Sotos vorbeischauen und über die Toni Rohrer Hütte soweit wie möglich (ohne Steigeisen-Paso el Comedor?) aufsteigen.
Wie habt ihr denn die Anreise ab Cochrane organisiert? Bis wohin fährt der Minibus, was habt ihr für den Jeep Transport bezahlt? Ich habe nur die Info, dass der direkte Transport Cochrane – Fundo San Lorenzo 90.000 kostet, also 220€ hin und zurück, das wäre mir etwas viel…
Ich bin dankbar für jeden Tipp
Kommt per Mail 🙂