Es war ein nettes Paar in den 40ern, das einmal auf einer Berghütte erzählte, dass sie alles liegen lassen und für ein Jahr zum Bergsteigen nach Südamerika gehen. Am nächsten Tag machten wir gemeinsam eine Tour – und sahen uns seitdem nie wieder. Aber der Keim wuchs: Bei einem Versicherungstermin zeichnete ich auf die Frage, ob ich etwas Besonderes im Leben vorhabe (ein Haus bauen, eine Yacht kaufen, selbstständig werden etc) , eine gezackte Linie: /\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\ – eine Auszeit in den Bergen.
Der Boden war also warm und weich, als Anfang 2014 die erste Idee kam. Aus verschiedenen Gründen kam diese Tour später aber nicht mehr in Frage, wie übrigens auch die zweite, die Anfang Sommer etwas konkreter besprochen wurde. Umso überraschender, aber auch leichter geschah es dann im Herbst: Auf einmal legte sich der Puzzle aus der Arbeits- und Lebenssituation, Reiseziel, -zeit und -partner zusammen und das einzige, was blieb, waren die Flüge.
Was willst du dort so lange machen? Habt ihr schon die Unterkünfte gebucht? Wie gefährlich ist Südamerika? Diese Fragen tauchen als erste auf, wenn man den Freunden von unserem Vorhaben erzählt, deswegen möchten wir kurz darauf eingehen:
Wir wollen das Land kennen lernen und möglichst viel zu Fuß unterwegs sein. 4300km von Nord nach Süd misst Chile (was mehr ist als von Sardinien bis zum Nordkap), davon werden wir selbst in vier Monaten nur einen Bruchteil sehen können. Deswegen wollen wir die ersten 70 Tage dem Zentral- und Südpatagonien von Coyhaique bis zum Feuerland widmen und dort sowohl bekannte, als auch selbst geplante Treks unternehmen und für die restliche Zeit in den Norden des Landes fliegen, um die Atacama-Wüste sowie einige Berggipfel in Nordchile, Peru und Bolivien genauer anzuschauen.
Unsere Unterkünfte wurden im Voraus gebucht – beim Zeltkauf 🙂 Natürlich lässt sich die ein oder andere Übernachtung unter dem festen Dach nicht vermeiden, generell wird aber dort geschlafen, wo uns die Dunkelheit gerade erwischt.
Gefährlich? Chile? Nicht mehr als Deutschland, die Kriminalitätsraten der beiden Länder sind vergleichbar (!). Dass auf einer Reise etwas andere Spielregeln gelten, ist jedoch verständlich, genauso dass man in der Wildnis Südchiles keine Infrastruktur wie in den deutschen Alpen erwarten kann. Insgesamt hängt die eigene Sicherheit also zu 99,99% vom gesunden Menschenverstand, Erfahrung, verlässlicher Kleidung und Ausrüstung sowie gutem Teamwork ab.
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Wie man sieht, außer eines groben Plans mit einer langen Touren-Wunschliste steht nur wenig fest. Ob sich diese Strategie bewährt oder doch ein genaues Durchplanen besser wäre, wird sich noch zeigen. Wir freuen uns auf jeden Fall sehr auf diese Auszeit in einer der schönsten, abwechslungsreichsten und wildesten Regionen der Erde.