Zeltgespenst

…ist unterwegs!

Dragon Ultratrail

15.03.2014

50km durchs Siebengebirge, durch „den Hexer“ organisiert – viel zu überlegen war da nicht. Perfekte Standpunktbestimmung mit Trainingseffekt zum richtigen Zeitpunkt! Deswegen obwohl sich meine aktuelle Form in der letzten Zeit wiederholt als unzureichend herausgestellt hat,  gab es bezüglich des Starts keine Zweifel. 50km schafft man irgendwie schon!

laufen im Siebengebirge - immer ein Highlight!
laufen im Siebengebirge – immer ein Highlight!

Wesentlich weniger optimistisch war die Zeiteinschätzung.  In 7h36min – pünktlich zum Sonnenuntergang – sollte der letzte Läufer im Ziel sein um nicht den „eaten by dragon“ (am Drachenfels lebt(e) der Legende nach ein böser Drache)-Status zu bekommen. Und obwohl der Zeitraum auf den ersten Blick großzügig erscheint, war mir sofort klar, dass es knapp werden wird.

Einige Wochen vor dem Start fragte ich meinen ehemaligen Laufpartner, ob  auch er mitlaufen wollte. Siebengebirge ist sein – und früher mein – bevorzugtes Laufrevier und die Rückmeldung fiel positiv aus, was mich sehr freute. Auch lieh er mir eine GPS-Uhr aus, denn der Kurs war nicht markiert und ohne Track nicht auffindbar, und seine Freundin brachte uns netterweise mit dem Auto zum Start.

Sekunden vor dem Start
Sekunden vor dem Start

Letzte Anweisungen („es ist eine Laufveranstaltung, es soll also gelaufen werden“), Grüßen der Bekannten, Runterzählen der letzten Sekunden. Energiegeladen stürmten an die 130 Läufer auf den Waldweg und genossen die wärmende Bewegung am  kühlen Morgen – 700m lang. Dann ging es zum ersten Mal richtig bergauf und bald wurden Schritte und Atmung wesentlich kürzer.  Als ob es nicht genug wäre, schon nach dem ersten Kilometer sich auf die Oberschenkel abstützend und schweißgebadet hochzuschleichen, führte uns der Track plötzlich querfeldein.  Spätestens hier war klar, dass die Route hält was sie versprach – kein Waldweg- sondern ein sauberer                                                                                                                                Traillauf!

direkt nach dem Start geht es ordentlich rauf -Bild von Michael Frenz
direkt nach dem Start geht es ordentlich rauf -Bild von Michael Frenz

Steile Anstiege und wunderschöne Singletrails werden uns bis zum Schluss begleiten, in der ersten Hälfte überraschten sie aber immer wieder mit ihrem Anspruch. Nach 14km Strecke hatten wir schon die Hälfte der angekündigten Höhenmeter und wussten, dass es mehr werden. Ich war zu dem Zeitpunkt schon richtig müde und wollte mich aus der größeren Gruppe, die ein für mich zu schnelles Tempo vorgab, lösen. Mein Laufpartner war dagegen noch topfit und schloss sich den sich gerade absetzenden Schnelleren an.

im stetigen Auf und Ab geht es durch die Wälder
im stetigen Auf und Ab geht es durch die Wälder

Laufen, wie es sich gehört. Die Luft war nach dem kurzen Regen klarer und kühler, der Waldboden erstrahlte schon im satten Frühlingsgrün.  Ich sah nur zwischendurch jemanden,  fand langsam meinen Rhythmus und fühlte mich immer wohler. In der Nähe des Drachenfelses schloss ich zu einigen anderen auf, noch eine Gruppe legte gerade eine Extraerkundungsrunde ein und war plötzlich hinter uns. Am Drachenfels nahm ich mir Zeit, Wasser aufzufüllen und lief bester Stimmung den bekannten Weg weiter.

Pause nach 25km

 

Die Orientierung war bei dem Lauf ein besonderes Thema. Selbst mit GPS waren die Abzweigungen nicht immer gut zu finden und für mich, Ungeübte, sowieso. Nach ein paar hundert Metern in die falsche Richtung kam ich wieder zurück und sah die komplette Gruppe von den ersten Kilometern wieder, inklusive meines Laufpartners, der sich vorher auch verlaufen hatte. So die Ordnung wiederhergestellt, ging es erneut gemeinsam weiter, zum einzigen Mini-Verpflegungspunkt, wo wir uns je einen Becher Cola gönnten, und auf die zweite Streckenhälfte.

weiter gehts!
weiter gehts!
Dragon-5
Dominik (wintersprinter.de)

 

Hier wurde die Strecke etwas berechenbarer und einfacher. Trotzdem standen noch einige Anstiege an, wie der zum Nonnenstrom- und Petersberg. Immer noch liefen wir alles, was uns laufbar erschien und bewegten uns lange parallel zu einem anderen Läufer. An der nächsten etwas komplizierten Stelle schlossen wir uns zusammen und wussten, dass wir zu dritt auch ankommen wollen.

 

Als der Großteil der Strecke schon hinter uns lag und ich dem nicht Ortskundigen den allerletzten Anstieg versprach,  erwartete uns die letzte Überraschung. Anstatt hoch über dem Felsabbruch den flach abfallenden Waldweg runterzurollen, ging es auf schmalen Pfaden runter und unterhalb der Kante – phantastischer, technischer  Trail, der das Gefühl verlieh, in den Bergen zu sein.

Nach diesem letzten Highlight ging es runter in die Stadt, wo wir uns noch zur Rheinpromenade und dann zum Zielverein durchkämpfen. „Zu Hause“ (Bonner Rudergesellschaft ist mein Ruderverein!)  ging es unter die Dusche und in das „Haus am Rhein“ für eine Apfelschorle – und schon brachte mich der Zug weg von Bonn. Dieser geniale Lauf wird aber noch lange in Erinnerung bleiben und ich hoffe sehr, dass wir auch nächstes Jahr durch die Wildnis des Siebengebirges flitzen dürfen.

das war es!

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