….und wieder ist es Sonntagabend. Hinter dem Zugfenster ist es stockfinster, der Zugbegleiter sagt die inzwischen so gut bekannten Stationen an. Ich genieße die Ruhe und lasse diesen schönen Tag Review passieren.
Heute Morgen trafen wir uns im Bergischen Land mit zwei Freunden aus Bonn. Mit Dominik können wir auf viele gemeinsame Laufstunden zurückblicken; acht Monate lang machten wir zusammen Hügel und Wälder rund um Bonn unsicher – immer spät abends/nachts, bei Regen, Eis und Schnee, oft mehrere Stunden lang. Nun bereitet er sich auf den Zugspitz-Ultratrail vor, außerdem wollen wir den Dragon-Trail (51km/2000hm) am 15. März gemeinsam angehen. Mit ihm seine Freundin Barbara, die nett und topfit ist und sich freiwillig den Strapazen eines solchen Sonntags stellt. Ich meinerseits werde von Simon begleitet, der heute zum ersten Mal richtig im Gelände läuft, sich dabei aber hervorragend schlägt.
Vom Bahnhof Ennepetal wollen wir dem Wappenweg folgen und schauen, wie weit wir kommen (der gesamte Weg ist 54km lang). Zuerst verlaufen wir uns aber und sehr schnell ist klar, dass die Orientierung nicht einfach sein wird. Als wir endlich den richtigen Weg finden, merken wir weit vor uns eine Gestalt, die immer wieder hinfällt und offenbar Mühe hat, aufzustehen. Näher angekommen, begreifen wir den Ernst der Lage: Ein älterer Mann spazierte mit Hund als es ihm schwindelig wurde und er nicht mehr richtig gehen konnte. Nach wenigen Minuten geht es ihm wesentlich besser, wir begleiten ihn auf dem kürzesten Wege zurück in den Ort, wo er mit Angehörigen telefoniert, und machen ihm deutlich, dass er sich unbedingt beim Arzt vorstellen soll.
Zurück auf dem Wappenweg, erwarten uns viele Auf- und Abstiege, Matsch, Sonne und Regen, Wind und schöne Ausblicke über das Bergische Land. Mehrmals verlaufen wir uns, was aber unserem Ziel – draußen sein und uns bewegen – keinen Abbruch tut. Je weiter wir kommen, umso enger wird unser Grüppchen und umso flüssiger der Laufrhythmus. Mir macht es immer mehr Spaß, wenn auch sich der Muskelkater vom gestrigen Training nun doch meldet.
Nach einer Pause in der angenehm wärmenden Sonne (Barbara hatte tatsächlich Kuchen im Laufrucksack!) geht es weiter durch „Berge“ und Täler. Nass sind die Schuhe, Schlamm bedeckt die Hosen bis zu den Knien. Nach 22 Kilometern entscheiden wir, die nächste Ausstiegsmöglichkeit genauer anzuschauen. Die Strecke haben wir nicht explizit vorbereiten und hoffen nur, dass die Nähe zur Zivilisation uns früher oder später „retten“ wird.
In Voerden zeigt die Uhr gute 25km an. Erste Ermüdungsanzeichen sind unseren, normalerweise etwas weniger matschlaufaffinen, Partnern anzumerken, sie beschweren sich jedoch nicht und versichern sogar, noch gut weiter machen zu können. Für nicht ausbelastete (Dominik) gibt es noch einen ordentlichen Anstieg; ich schaffe ihn nur teilweise joggend. Und dann geht es schon „nach Hause“ – wir nehmen den direkten Weg zurück nach Ennepetal, trocken und asphaltiert. Die Sonne scheint, es ist warm – ein perfekter Abschluss dieses wunderbaren Tages!
Während Barbara und Dominik noch eine Höhlenführung machten, gönnten Simon und ich uns ein Eis in der Ortsmitte. Am Auto zeigte die schlaue Uhr dann 30km an – wie lange wir gebraucht haben, hat keiner gemessen 😉
Die neue Woche kann kommen: Wir haben Tageslicht- und Energiespeicher aufgeladen und sind bereit, durchzustarten. Morgen dürfen die Schuhe und die Kleidung erstmal trocknen – und dann geht es weiter, auf dem langen Weg zu den sonnenerwärmten Zielen.