Als Ruderer kennt man „paddeln“ eigentlich als Schimpfwort. Als Outdoorer denkt man an Verrückte, die zigmeterhohe Wasserfälle herabstürzen und als Bergsteiger hat man Paddler überhaupt nicht im Blick. Ich selbst hatte zusätzlich eine Jugendfreizeit in Erinnerung, die ich mitbetreute und als einzige in der gesamten Gruppe an einer Schnelle unfreiwillig schwimmen ging. Doch eines Tages brachte Sebastian die Kajaks seines Opas mit und einen Haufen anderes Equipment, welches, wie er meinte, wir demnächst gebrauchen könnten.
Als einige Tage später meine Schwester zu Besuch kam, nahm er uns also zum Paddeln mit. Wir beide saßen noch nie in einem Kajak, sind aber beide wasseraffin und ich hatte immerhin einige Wasserwandertage im Kanadier hinter mir, zuletzt vor 11 Jahren. Der Ausflug machte ausgesprochen Spaß und als sich der Urlaub nach Norwegen verschob, wuchsen wir immer mehr mit dem Gedanken zusammen, dort auch paddeln zu wollen. Also kamen Opas Boote aufs Autodach und die Neoprenanzüge ergänzten unsere ohnehin schon ziemlich opulente Ausrüstung.
Und das werden wir nicht bereuen. Ob in den südschwedischen Schären, den norwegischen Fjorden, dem ein oder anderen Fluss, See oder sogar an der Küste – wir paddelten fast mehr als wir zu Fuß unterwegs waren. Als Ruderin liebe ich das nasse Element und habe zwar keine Ahnung von der Paddeltechnik, fühle mich auf dem und auch im Wasser sehr wohl. Und als ich mir einige Tage vor der Abreise einen Bänderriss zuzog und nicht gehen konnte, wurden die Kajaks zu unserer Rettung: Sebastian half mir hinein und schob das Boot ins Wasser, wo ich mich wieder selbstständig bewegen konnte.
Insgesamt haben die Bötchen unseren Sommer sehr bereichert. Und gerade für das bauchige und launige Schwangerenvolk, zu dem ich gerade angehöre, war das eine wundervolle, konditionell lockere und dennoch spannende Fortbewegungsmethode.