Zeltgespenst

…ist unterwegs!

Chile: Vorbereitung

Urlaub, Auszeit, Freiheit ohne Grenzen! Beflügelt und verträumt liegt man nach der getroffenen Entscheidung abends im Bett, freut sich auf die Reise, überlegt, was man davor noch gern alles machen würde, lässt sich von Tourismusbüro-Videos inspirieren… Man stürzt sich in die Vorbereitung, bestellt Bücher und Karten, informiert sich über das Wetter und die Einreisebedingungen, liest immer mehr Infoseiten durch….und stößt dabei früher oder später auf eine Checkliste wie die von Weltreise-info. Und fällt aus allen Wolken.

Eine längere Reise vorzubereiten ist anstrengender, als man denkt. Unser Leben findet in der Mitte eines Spinnnetzes statt und um loszukommen, muss man mühsam jeden Faden davon lösen. Und wer denkt, dass das Gespräch mit dem Arbeitgeber die Schlüsselstelle ist, der irrt sich – danach geht es erst richtig los!

Arbeit

„Denk dran, heute ist der letzte Tag, um dich arbeitssuchend zu melden“ – nur wenige Stunden nach dem entscheidenden Gespräch auf der Arbeit bekam ich schon die erste „Willkommen im Vorbereitungsstress“-Aufgabe. Dummerweise war es schon 17 Uhr 55min, aber der Mitarbeiter, den ich noch telefonisch erwischte, klärte mich auf: Das geht alles online.

Egal ob man das Arbeitsverhältnis kündigt oder es selbst ausläuft, lohnt es sich, rechtzeitig (bis 3 Monate im Voraus) beim Arbeitsamt Bescheid zu sagen. Denn obwohl man für die Zeit der Reise keinen Anspruch auf irgendwelche Leistungen hat, kann man nach der Rückkehr darauf angewiesen sein und möchte auch möglichst schnell wieder eine Stelle finden. Nach der Meldung bekommt man eine persönliche Ladung, wo alles weitere geklärt wird.

Natürlich kann man sich auch schon für die Zeit nach der Rückkehr bewerben. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, was für ein zeitaufwändiges und unter Umständen kontraproduktives Unternehmen das ist – kommt eine Einladung fürs Vorstellungsgespräch zu spät, verbaut man sich möglicherweise selbst den Weg zu dieser Wunschstelle.

Tickets

Nun darf man kurz zurücklehnen und weiter träumen. Genauer gesagt, recherchiert man schon mal eine grobe Route, um die Tickets kaufen zu können. Bei eingeschränktem Budget lohnt es sich hier, flexibel zu sein und ein wenig mehr Zeit in die Suche zu investieren – dass die mit Abstand günstigste Variante meinen Reisepartner von Süddeutschland aus über Düsseldorf und Atlanta (USA) aus nach Santiago (Chile) führen würde, hätten wir auch nicht gedacht.

Einreisebestimmungen, Impfungen und Inlandflüge

Auch dafür kann es zu spät werden. Deswegen sollte man möglichst früh auf der Seite des Auswärtigen Amtes nachschauen, was für die Einreise in die jeweiligen Länder zu beachten ist. Für unsere Wunschländer braucht man weder Visa noch Impfungen, für die Zwischenlandung in den USA ist jedoch eine Registrierung auf der ESTA-Seite erforderlich. Apropos Medizin: Auch der Inhalt des Erste-Hilfe-Sets ist genau zu kontrollieren, denn gerade in Südamerika kann man für die Einfuhr bestimmter Medikamente (opiathaltige Schmerzmittel) hinter Gitter kommen.

Auch wenn bis zur Abreise noch etwas Zeit bleibt, sollte man sich jetzt schon um die Inlandflüge und eventuell erste Übernachtungen kümmern. Dabei scheint bei den Inlandflügen u. a. das Residenz-Land eine Rolle zu spielen: Gibt man an, im Zielland zu leben, wird es plötzlich günstiger.

Wohnung

Hat man es nicht geschafft, rechtzeitig (meist 3 Monate im Voraus) zu kündigen, bleibt nur eines übrig: Nach- oder Zwischenmietersuche. Je nach Wohnung und Ort kann es schon mal schleppend vorankommen, bei mir waren es nur wenige – dafür aber anstrengende mit unzähligen Mails, WhatsApp-Nachrichten, Telefonaten und Besuchen – Tage.

Dann klärt man noch, ob man renovieren muss, wie und wohin die Sachen kommen und was man verkaufen will. Am Ende mit einer praktisch neuen Doppelmatratze zu sitzen, die keiner haben will, man aber nicht transportiert bekommt und ohne Sperrmülltermin auch nicht weggeschmissen, ist schlecht…

Versicherungen

Verreist man außerhalb der EU, kann man deutsche Krankenversicherung kündigen (und nach der Rückkehr wieder eintreten – zumindest bei gesetzlichen Versicherungen geht das ohne Probleme). Die Voraussetzung dafür ist eine vorhandene Auslandsreiseversicherung; wir entschieden uns für eine „normale“ 6 Wochen (42Tage)-Versicherung wie es sie von allen Anbietern für 8-15 Euro/Jahr gibt, sowie ab dem 43. Tag für den AXA-Auslandsreiseschutz für 0,6€/ Tag in den ersten 30 Tagen und 1€20/ Tag für die Zeit danach (bis zu einem Jahr). Diese Versicherungen gelten in der ganzen Welt außer in den USA und in Kanada, wo die Preise signifikant höher sind. Zu beachten ist außerdem u.a. die Selbstbeteiligung – es gibt Anbieter, die pro Versicherungsfall 100€ und mehr nehmen.

Desweiteren versuchte ich mich über die Grenzen des über den DAV (Deutscher Alpenverein) automatisch bestehenden Versicherungsschutzes zu informieren. Dabei werden Bergung und Unfallversicherung selbst unterschieden und von verschiedenen Trägern geführt. Laut telefonischer Auskunft ist es irrelevant, wie lange man unterwegs ist, Hauptsache man übt zum Unfallzeitpunkt eine der Bergsportarten aus. Ob das patagonische „Niemandsland“ noch unter die normale oder wegen der Abgelegenheit unter die Expeditionsversicherung fällt, soll Herr Philipp Abels vom DAV beantworten können, jedoch bekam ich auf meine Nachricht leider keine Rückmeldung.

    Ausrüstung & Rucksackgewicht

Was hat man schon? Was muss noch gekauft/bestellt/repariert werden? Schuhe einlaufen, falsch Bestelltes umtauschen, im Winter Sommersachen finden oder umgekehrt, Gewicht reduzieren und noch einmal reduzieren – auch hier gibt es genug zu tun. Dazu, was ich mitnehme, später mehr!

Kommunikation

Ein der wichtigen Fragezeichen im Ausland und vor allem in freier Natur ist die Verbindung zur Außenwelt. Da fragt man am besten beim Handynetzanbieter nach,  hier ein Beispiel für E-Plus (bzw. AldiTalk): In Chile und Argentinien kann man sowohl telefonieren als auch sms empfangen, wobei sowohl aus-und eingehende Gespräche je 99cent/Minute kosten. In Peru kann man nur sms verschicken und Telefonate annehmen, in Bolivien weder noch. Ebenfalls interessant ist zu wissen, wie die Netzabdeckung überhaupt ist – in Bolivien zum Beispiel recht spärlich.

Da wir viel in abgelegenen Gegenden unterwegs sein werden, entschied ich mich außerdem für einen PLB (personal locator beacon), mit dem man im äußersten Notfall über einen Satelliten die Suchaktion auslösen kann. Es ist aber selbstverständlich, dass niemand in die Situation kommen sollte, das Gerät tatsächlich zu brauchen.

GEZ

Abmeldung wegen eines Auslandsaufenthaltes – na, endlich 🙂

Geld, Kontaktadressen, Infos etc.

Ist man mit dem oben genannten „durch“, bleiben – von der Planung selbst abgesehen! – nur Kleinigkeiten. Wie bekommt man unterwegs Geld und wie viel muss man dafür zahlen? Wird die EC/ Kreditkarte überhaupt akzeptiert? An wen wendet man sich, wenn das Portmonee/der Reisepass gestohlen wird/ verloren geht? Wer regelt für einen Anliegen in Deutschland (Vollmacht!)? Wo befindet sich die nächste deutsche Botschaft? Auch dafür sollte man einige Tage Zeit einplanen, alle Passwörter, Telefonnummern und Ansprechpartner zusammenstellen und die Reisedokumente kopieren und online speichern. Perfekte Aufgabe, um sich noch mehr aus die papierfreie Reise zu freuen 🙂

Sport

…..ist das einzige, was von dieser To do-Liste bei Zeitmangel ohne schwerere Folgen vernachlässigt werden kann. Außerdem verschwinden die Weihnachtspfunde sicherlich von alleine, wenn ich Anfang Januar meinen gut über 25kg schweren Rucksack aufsetze. Dennoch spart man hier an der falschen Stelle: Wenn das Unterwegssein konditionsbedingt keinen Spaß macht, hilft keine Versicherung!

Glückwunsch, es ist geschafft! Mittagspausen, Abende und Nächte hat man damit verbracht, das Ganze zu klären, zu bestellen, zu besprechen. Die Wohnung ist vergeben, Behördenbriefe sortiert, letzte Ausrüstungsgegenstände kommen an und es findet sogar noch ein wenig Zeit für eine kleine Laufrunde im Regen. Endlich ist es soweit und jetzt – jetzt dürfen die Touren selbst endlich geplant werden 🙂 Dazu und zur Ausrüstung gibt es noch seeeehr viiiiiiiiel zu sagen….bis bald :)))

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