Zeltgespenst

…ist unterwegs!

SSW 39-42 Mit jedem Tag etwas weniger schwanger

Es ist erstaunlich, aber mit jedem Tag fühlt es sich besser an. Trotz des kugeligen Bauchs, trotz des Unvermögens, sich einigermaßen elegant aus der waagerechten in die senkrechte Position zu bringen und trotz der Müdigkeit schon nach einer Stunde Spazierengehen. Selbst die Nächte werden besser und tagsüber animiert lebhafte Musik schon mal zum Tanzen. Auch die Konzentration und die kognitive Leistungsfähigkeit sowie psychische Stabilität werden besser und tragen zum subjektiven Wohlbefinden bei. Unangenehm ist nach wie vor das Restless-legs-Syndrom, welches mich inzwischen sogar am Einschlafen hindert.

Das Kind macht noch keine Anstalten zu schlüpfen. Er hüpft fröhlich auf meinen Harnblase (Kopf), Magen (Gesäß) und Leber (Füße) drauf und freut sich, wenn wir endlich mal spazieren gehen und er in den Schlaf geschaukelt wird. Auf die Geburt in den nächsten Wochen deutet erstmal nichts hin. Dafür haben wir endlich die Kliniktasche gepackt. In der Wohnung gibt es immer noch einzelne Verbesserungen, im Wesentlichen sind wir aber auf den Neuankömmling vorbereitet und sind sehr gespannt, wie es wohl zu dritt sein wird.

Die Geburt selbst erscheint dabei wie ein logischer Abschluss und macht keine Angst. Mir ist bewusst, dass die Stunden unter Wehen schmerzhaft und anstrengend werden und dass viel schieflaufen kann, das Hormoncoctail sorgt jedoch jetzt schon für eine erstaunliche Zuversicht. Man schirmt sich vom Negativen ab und freut sich auf die Erlösung vom Bauch, darauf, auf dem Rücken und auf dem Bauch liegen zu können (mir wird schon nach weniger als einer Minute auf dem Rücken schummrig, weil das Kind auf die untere Hohlvene drückt), auf das bisher verbotene Essen (Räucherfisch!) und auch – vorsichtig – auf das kleine, hilfslose Wesen auf der eigenen Brust. Die gerade 6 Wochen alte, tiefenentspannte Nichte half beim Einstellen der Vorfreude ungemein.

Das große Warten

Tage und Wochen vergehen, doch vom Kind keine Spur. Es tanzt weiter im Bauch, freut sich über zuckerhaltiges Essen (dann gibt es erst recht Halli Galli!) und hat sein Köpfchen nur annähernd dort, wo es hingehört. Mir selbst geht es gut und immer besser, von Symphysenproblemen und Restless-Legs-Syndrom mal abgesehen. Deswegen sind auch nicht mehr als eine, maximal anderthalb Stunden Spazierengehen pro Tag drin.

Dafür ist es zu Hause gemütlich und sauber, die Küchenutensilien sind umgeräumt, die Steuererklärungen der letzten Jahre abgeschickt, die Papierordner sortiert und die Berge der Weihnachtsplätzchen bereits fast aufgegessen. Wir haben mehrere, teilweise sehr gute Dokus gesehen und etliche gemütliche Stunden zu zweit verbracht.

So langsam wären wir also bereit, das Kleine in Empfang zu nehmen….wenn es denn zu uns wollte.

Die Geburt

„Menschen machen Pläne – Gott lacht.“ So oder so ähnlich lässt sich die Zeit, die wir in der Klinik verbrachten, zusammen fassen. Nichts davon, was ich über die (normale) Geburt wusste, hat gepasst. Das kleine Dickköpfchen hatte seinen eigenen Plan und dieser hieß: „Nö!“. Nach vier anstrengenden Einleitungstagen und -nächten, Unmengen an Medikamenten, Gymnastik, weil sich das sture Wesen mal wieder irgendwie suboptimal positioniert bzw. gedreht hat und von Anfang bis Ende bei mir nicht funktionierendem Wehenschreiber (was für ein Lügengerät!) wurde der Kleine per Kaiserschnitt zwangsausgesiedelt. Wir waren zu dritt!

Nun beginnt ein ganz neuer Abschnitt im Leben wie im Bergsporthobby. Ich hoffe, dass mir ein wenig Zeit bleibt, ihn hier festzuhalten – und natürlich, dass es möglichst schnell auch wieder in die Berge geht. Bis bald!